Küstenpegel
Bei allen Pegelstellen ist zu beachten, dass die Beobachtungsorte,
z.T. auch mehrfach, mit der Zeit geändert worden sind. Die dargestellten
Datenreihen bestehen entsprechend nicht aus Messwerten eines einzelnen
Pegels, sondern aus einem Cluster von Pegeln, also mehreren Pegeln deren
Beobachtungsergebnisse aus hydrologischen Abschätzungen vergleichbare
Eigenschaften aufweisen und somit als einheitliches Ganzes betrachtet
werden können.
Es muss auch beachtet werden, dass die Pegel nicht dazu erbaut worden
sind ein langfristiges Monitoring von Tidewasserständen durchzuführen.
Vielmehr wurden die Pegel für navigatorische, wasserbauliche,
sielrechtliche und -technische Gründe erbaut. Einzig für den ersten
Pegel „Alte Liebe“ in Cuxhaven lässt sich vermuten, dass die Messungen
auch der Beobachtung einer säkularen Veränderung dienen sollte, denn es
wurde vom Erbauer erkannt, dass die Beobachtungen „oft in späteren
Zeiten unerwartet hohen Nutzen“ haben.
Es ergibt sich für jeden Pegelcluster eine lange und komplexe
Historie, die bei der Betrachtung der Zeitreihen immer mitgedacht werden
sollte. Die Angaben zu den Pegelstellen im Folgenden beruhen im
Wesentlichen auf Angaben in den Pegelstammbüchern, Rhode (1975) und
Lohrberg (1989).
Pegelcluster Bremerhaven
An der Geestemündung bestanden schon in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhundert Pegel, von denen aber kein längeres Beobachtungsmaterial
bekannt ist. Ab 1862 liegen Beobachtungsdaten von einem Pegel an der
Geestebrücke vor, später ab 1879 wurden Wasserstände an einer
zugeschütteten Hafeneinfahrt beobachtet. Ab 1898 bis 1943 wurden vom
Geodätischen Institut in Potsdam Wasserstände im Vorhafen der
Kaiserschleuse aufgezeichnet. Zusätzlich wurde 1927 ein neuer Pegel an
der Doppelschleuse, also fast drei Kilometer von der Kaiserschleuse
entfernt, errichtet. An dieser Stelle werden bis etwa 1980 Wasserstände
beobachtet. Ab 1965 wurde ein weiterer Pegel, der Pegel „Alter
Leuchtturm“, in Betrieb genommen. An diesem Pegel werden bis heute
Wasserstände gemessen. Für den Pegelcluster Bremerhaven muss der
Weserausbau berücksichtigt werden. Hierdurch gilt in einigen
Zeitabschnitten ein langfristiges Absinken der Tideniedrigwasserstände
als wahrscheinlich.
Pegelcluster Büsum
Der erste Pegel in Büsum wurde 1868 am Standort „Alter Hafen“ gebaut,
hier wurden zunächst die Tidehochwasser beobachtet, es kann angenommen
werden, dass der Pegelort bei Tideniedrigwasser trockenfiel. Erst mit
der Errichtung eines Pegels am Standort „Neuer Hafen“ im Jahr 1930
konnten auch die Tideniedrigwasser erfasst. Der Büsumer Hafen wurde 1937
bis 1941 umfangreich ausgebaut und bekam eine Seeschleuse zum Schutz vor
Sturmfluten. Dieses bedingte den Bau eines neuen Pegels an ebendieser
Schleuse im Jahr 1941, doch bereits 1943 wurde der Pegel geringfügig
innerhalb der Schleusenanlage umgesetzt. Ab 1953 wurde der Pegel wieder
versetzt, dieses Mal an den Kopf der Westmole. Dieser Pegel wurde bis
1984 verendet, danach bis 1987 existierte nur ein Hilfspegel. Ab 1987
bis heute befindet sich ein Pegel am „Neuen Westmolenkopf“. Die
Tidewasserstände sind möglicherweise durch die Schließung der Meldorfer
Bucht 1969 bis 1978 beeinflusst.
Pegelcluster Cuxhaven
Schon im Jahr 1786 wurde vom Wasserbaudirektor Woltmann in Cuxhaven
ein komplexer „Fluthmesser“ errichtet und mit der regelmäßigen
Beobachtung von Tidewasserständen begonnen. Der erste Pegel stand an der
„Alten Liebe“, einer künstlich angelegten Mole des Hafens. Durch
Erwähnungen in verschiedenen zeitgenössischen Dokumenten und
Wasserstandlisten lässt sich die Existenz des Pegels bis mindestens 1898
nachweisen. Der Pegel diente ähnlich, wie der Pegel in Amsterdam oder
Hamburg zugleich bis 1875 als Höhenbezugspunkt des Höhensystems in
Cuxhaven. Im Jahr 1899 wurde etwa 700 m Stromauf am „Landungshöft“, dem
inneren einer Hafenmole, ein Schreibpegel eingerichtet. 1916 wurde der
Pegel nochmal um 130 m östlich zum „Steubenhöft“ versetzt. Dort steht
der Pegel noch heute. Es ist nicht auszuschließen, dass wasserbauliche
Maßnahmen in der Tideelbe Spuren im historischen Verlauf der
Tideniedrigwasserstände hinterlassen haben.
Pegelcluster Emden
In Emden gab es wahrscheinlich seit Ende des 18. Jahrhunderts
Pegelstellen um den Betrieb der Siele zu sichern. Ab Anfang des 19.
Jahrhunderts lassen sich dazu auch beobachtete Wasserstände in Archiven
finden, deren Nullpunkt sich derzeit nicht nachvollziehen lassen. Dieses
ist erst ab 1848 mit der Einrichtung des Pegels an der Nesserländer
Schleuse möglich, dessen Nullpunkt in der Höhe durch Nivellement und
Berechnungen bekannt ist. Der Pegel Nesserland wird seit 1901 im
Gewässerkundlichen Jahrbuch veröffentlicht. Bei den
Tideniedrigwasserwerten ist zu beachten, dass es sich um einen Sielpegel
handelt und das Sielen Einfluss auf die Niedrigwasserstände haben kann.
Ab 1931 liegen Daten für den Pegel „Neue Seeschleuse“ vor. Um Lücken vor
1900 zu schließen wurden Beobachtungen des Pegels am Siel in Knock
verwendet, deren Werte auf Emden reduziert wurden.
Pegelcluster Wilhelmshaven
Der erste Pegel in Wilhelmshaven wurde 1854 am „Dauenfelder Groden“
eingerichtet. 1871 wurde der Pegelort an die 2. Hafeneinfahrt verlegt.
Bis zu Bauarbeiten 1911 wurden an dieser Stelle Wasserstände beobachtet,
ab 1878 mittels eines Schreibpegels. Von 1911 bis 1913 wurde als Ersatz
ein Pegel in die Nähe der „Nassaubrücke“ betrieben. Letztendlich seit
1913 wurde ein neuer Pegel unmittelbar in der Nähe des vorherigen, am
alten Vorhafen gebaut, welcher bis heue Existiert. Dieser Pegel wurde
mehrfach umbenannt, aber nicht wieder verlegt. Für den Pegelcluster von
Wilhelmshaven lässt sich seit 1854 für alle Pegel ein Bezug zum
übergeordneten Referenzsystem herstellen.